Zeichnen mit Zeichen

TABLEAU, 2018, 90 x 90 cm

ALPHABET, 2018, 90 x 90 cm

LET IT BE, 2018, 90 x 90 cm

PROCESS AND REALITY, 2018, 90 x 90 cm

ERTRINKEN VERSINKEN UNBEWUSST HOECHSTE LUST, 2018, 90 x 90 cm

EIN AUS, 2018, 90 x 90 cm

DIES BILDNIS IST BEZAUBERND SCHOEN, 2019, 90 x 90 cm

Gerhard Schlötzer arbeitet seit 2004 an teils großformatigen Bleistiftzeichnungen, die nach verschiedenen Musikstücken entstehen. Breite und feinste Bleistiftlinien überlagern sich zu komplexen Linien- und Netzstrukturen. Sie sind die Spuren des Körperausdrucks beim Zeichnen.

Die jüngsten Unterserie, die ab Anfang 2018 entstand, geht vom lateinischen Alphabet als Grundelement aus. Auf ihre lineare Struktur reduzierte Großbuchstaben dienen als Formvorrat, der dadurch beschränkt ist auf vertikale, horizontale und diagonale Geraden, auf Kreise und Kreisbogensegmente. Durch diese Beschränkung in Form und Reihenfolge der Zeichenelemente, die entsprechend den Bildtiteln wie „PROCSS AND REALITY“ oder „ERTRINKEN VERSINKEN UNBEWUSST HOECHSTE LUST“ aus Musiktiteln und Liedtexten stammen, ergibt sich ein Handlungsgerüst, das die Freiheit beim Zeichnen beschränkt. Der Wunsch nach möglichst freier und spontaner Reaktion auf die Musik tritt in ein Spannungsverhältnis zu den Regeln der Zeichenfolge. Denn auch völlige Freiheit wird mit der Zeit langweilig. Wie bei den vorangegangenen Serien auch, endet der Zeichenprozess, wenn ein genügender Grad an Komplexität auf dem Bildträger erreicht ist. Oder die Zeichnung wird bewusst über den Zustand höchster Komplexität hinaus weiter getrieben, bis diese wieder schwindet, sich dafür aber höhere Dichten aufbauen. Welche Freiheiten sind unter dem beschränkenden Ordnungssystem der Schrift möglich?