BAUM IM RAUM

BAUM IM RAUM

Der Eindruck, den wir von einem Raum haben, ist eine Erinnerungsleistung unseres Gehirns. Aus vielen Detailblicken, die unser Interesse erwecken, synthetisiert es unsere Vorstellung von dem Raum, in dem wir uns gerade befinden. Es liegt also nahe, das Gesamtbild aus einzelnen Fotografien zusammenzusetzen, die jede für sich einen interessanten Detailausschnitt des Motivs wiedergeben. Der Widerspruch, nah am Motiv stehen zu wollen, um seine Struktur genau studieren zu können und seine Körperlichkeit zu spürten und trotzdem das gesamte Motiv überblicken zu wollen, wird hier auf einfache Weise versöhnt. Kompositorische Tricks, wie sie in der langen Geschichte der Malerei und Fotografie entwickelt wurden, um dieses Bestreben in einem Bild zu verwirklichen, sind bei diesem Verfahren zunächst nicht nötig, weil das Gehirn des Betrachters einen großen Teil der synthetischen Leistung übernimmt. Gleichwohl stellen sich kompositorische Fragen, wenn es um die Verteilung der Einzelaufnahmen auf dem Hintergrund geht. Dies muss schon bei der Aufnahme vor dem Objekt berücksichtigt werden. Ziel ist hier die spannungsreiche Verteilung von Flächen und Tonwerten mit dem Ziel, in der Außenform einen kalligraphischen Schwung zu erzielen. Durch den schwarzen Rand des Negativs, der die natürliche Bildgrenze darstellt, bleibt aber auch jede Aufnahme ein Bild für sich.

Die meisten Collagen sind in Naturschutzgebieten entstanden, wo die Waldgemeinschaften weitgehend sich selbst überlassen, den Prozessen des Werden und Vergehens unterworfen sind. Manche der gezeigten Bäume stehen nicht mehr, bieten aber in ihrem Verfall Lebensraum für tausende Arten von Kleinstlebewesen. Wälder sind Superorganismen, die sich im Laufe von Jahrhunderten ihren Standorten anpassen, wenn der Mensch sie in Ruhe lässt.